Newsletter_Ausgabe_1_Kompetenzen

Relevante Kompetenzen und Fähigkeiten für die digitalisierte Arbeitswelt

Welche Kompetenzen sind in Zukunft gefragt?

Digitalisierung ist heute in aller Munde. Doch welche Kompetenzen sind in Zukunft gefragt? In welchen Bereichen herrscht dringender Qualifizierungsbedarf? Was sollten kleine und mittelständische Unternehmen machen, um den Anschluss nicht zu verpassen? Und was bedeutet das für Soloselbstständige?

Die Corona-Pandemie hat schlaglichtartig das Ausmaß des Mangels an digitaler Kompetenz erkennen lassen. Schon vor der Pandemie wurden in einer  im März 2019 veröffentlichten Studie des Stifterverbands in Kooperation mit McKinsey&Company folgende dringend erforderlich Kompetenzen in diesen drei Kategorien ermittelt:

  1. Technologische Fähigkeiten zu denen Webentwicklung und UX-Design ebenso zählen wie die Fähigkeit komplexe Daten zu analysieren oder IT-Systeme zu konzipieren und zu administrieren.
  2. Digitale Grundfähigkeiten wie z.B. einen angemessenen Umgang mit interaktiven Online-Kanälen, die Kenntnis und Beherrschung von Programmen zur digitalen Zusammenarbeit und Methoden agilen Arbeitens.
  3. Klassische Fähigkeiten wie Kreativität und lösungsorientiertes Denken, aber auch unternehmerisches Handeln und Eigeninitiative oder Adaptionsfähigkeit und Durchhaltevermögen.

Die digitalen Schlüsselqualifikationen sind pandemie-bedingt in ihrer Relevanz noch elementarer geworden.  Dies bestätigt das 5.Diskussionspapier des Stifterverbandes zu Future Skills vom Dezember 2020. Dazu gehören die Fähigkeiten zur digitale Interaktion, digitales Lernen und die als Digital Literacy bezeichnete Kompetenz mit Hilfe von digitalen Medien Informationen zu finden und beurteilen zu können.

Der Qualifizierungsbedarf wurde offensichtlich. Inzwischen werden mehr als die Hälfte der Qualifizierungsmaßnahmen auch online angeboten und es wird aufgeholt. Nach Einschätzung der Studie sei der Fort-und Weiterbildungsbedarf auch auf den Vorstandsetagen angekommen, allerdings „müssen Unternehmen den Spagat zwischen Sparzwang und steigendem Qualifizierungsbedarf schaffen“.

Zukunftsorientierung ist mehr

Zudem gibt Frauke von Polier, seit März CPO bei Viessmann, zu bedenken: „Wir müssen beim Thema Qualifizierung zwischen Online-Interaktionen und digitalen Fähigkeiten unterscheiden. Eine Online-Interaktion wie Zoom gehört zu den Basics und bringt Unternehmen keinen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Digitale, kunden-zentrierte Fähigkeiten wie Data-Analytics oder Programmieren, sind viel entscheidender.“

Aufgeholt wurde zunächst bei den Basics: Hard- und Software aufgerüstet, learning-by-doing qualifiziert und dennoch sind fast die Hälfte der Betriebe mit der Geschwindigkeit der digitalen Transformation unzufrieden wie eine Studie des Fraunhofer IAO zeigt. Das erscheint nachvollziehbar, denn nach der technischen Aufrüstung folgt die zweite Stufe der Digitalisierung: interne Arbeitsabläufe müssen angepasst und optimiert werden.

Große Herausforderungen für kleinen Betriebe

Insbesondere für kleine und kleinste (KKU) sowie mittelständische Betriebe  (KMU) stellt der Weg in die digitale Zukunft eine große Herausforderung dar. Geschäftsprozesse zu digitalisieren erfordert zum einen die Bereitschaft, sich mit den unterschiedlichen Möglichkeiten auseinander zu setzen.  Hier ist gut beraten, wer sich in die Materie einarbeitet, sich dabei jedoch nicht allein durch den Dschungel von Angeboten kämpft, sondern gleichzeitig die Erfahrungen und Kenntnisse anderer nutzt. Denn wertvolle Tipps kommen häufig von Praktikern, die aus Fehlern gelernt haben.

Zum anderen gilt es, die passenden Lösungen zu finden und auch zu implementieren und die Mitarbeitenden entsprechend zu schulen. Viele KKUs sind damit meist überfordert und kommen an ihre Grenzen. Und auch Soloselbstständige kommen nicht drum herum, sich z.B. mit dem Datenschutz zu beschäftigen oder online Bestellabläufe zu organisieren. Das kostet Zeit und Kraft.

Fazit

Auf technologische Fähigkeiten und digitale Grundkenntnisse kommt es in Zukunft an. Das ist keine Frage. Dennoch ist bemerkenswert, dass der Stifterverband in seiner Studie konstatiert, dass es in Zukunft nicht allein auf Technologie und Digitalkompetenz ankommt, sondern eben auch auf klassische Fähigkeiten. Denn „menschliches Leben und Zusammenleben wird sehr viel mehr durch unsere Kultur bestimmt, als sich in technischen Systemen nachvollziehen und abbilden lässt. … Gerade weil künstliche Intelligenz Menschen dazu zwingt, ihr Selbstverständnis zu modifizieren und genauer zu sehen, was ihre wahren Bedürfnisse sind, dürfen wir ihre Zukunft nicht dem Können von Programmieren und dem Willen ihrer Finanziers überlassen“, resümiert Richard David Precht in seinem Buch über KI und den Sinn des Lebens. Kurzum Digitalisierung mit Augenmaß und Sinn und Verstand.