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Motivierte Motivationsschreiben schreiben – wie geht das

Von Eva Lindhost

Keine Angst vorm weißen Blatt bei Ihrer Bewerbung

Nachdem Sie im Artikel „Die drei größten Fehler in Motivationsschreiben“ erfahren haben, welche groben Schnitzer es bei einer Bewerbung zu umschiffen gilt, möchte ich Ihnen heute die Angst vor dem weißen Blatt nehmen.

Neugierig machen

Das Ziel des Anschreibens in einer Bewerbung ist es, neugierig auf Person und Persönlichkeit hinter der Bewerbung zu machen. Vielleicht stellen Sie sich das Anschreiben wie den Trailer zu einem Kinofilm vor: Sie bekommen eine Ahnung vom Genre und der Dramaturgie, die Geschichte selbst scheint schlüssig, wird aber natürlich nicht in allen Einzelheiten erzählt, sondern nur angedeutet – „geteasert“ (aus dem Englischen „teasern“ bedeutet so viel wie „reizen“, eben Lust auf mehr machen). Ist der Trailer zu Ende, möchten Sie im besten Fall eigentlich nur noch eines: Diesen Film ansehen!

Im Anschreiben läuft es ähnlich ab wie bei einem Trailer. Mit dem Zusatz, dass Sie immer auf die Stellenanzeige referieren, Lust auf mehr machen aber keine Fragen offen lassen, und im beruflichen Kontext bleiben, ohne sich in Floskeln zu verlieren. Dabei gehen Sie am besten methodisch vor.

Die Aufgabe überschaubar gestalten

Dieser Ansatz ist altbekannt und funktioniert in fast allen Bereichen: Stückeln Sie eine große Aufgabe in viele kleine, so behalten Sie den Überblick und können sich mit Etappenzielen für Ihre Bewerbung motivieren.

  • Ein guter Trick ist es, sich die Stellenanzeige auszudrucken und die Stellenanforderungen mit Farben zu markieren:
    In GRÜN, was Sie mitbringen an geforderten Qualifikationen, Eigenschaft und Erfahrungen.
    Mit ROT, was Sie nicht mitbringen
    Und in ORANGE, was Sie nicht mitbringen, was Sie sich aber zutrauen oder mit einer anderen Qualifikation, Eigenschaft oder Erfahrung kompensieren können.
  • Achten Sie bei der Formulierung Ihrer Bewerbung genau auf die Wortwahl in der Stellenanzeige. Es gibt Personaler, die „screenen“ ein Anschreiben, das heißt, sie überfliegen es nur. Das ist nicht die feine Art, aber es kommt vor. Das bedeutet, dass im Anschreiben gezielt nach den Schlagworten aus der Stellenanzeige gesucht wird. Achten Sie also darauf, dass Sie wichtige Ausdrücke und Begriffe aus der Stellenausschreibung verwenden. Sie sollten es aber nicht übertreiben und ruhig auch mit dem Wortstamm variieren. So können Sie also statt „kommunikativ“ auch „kommunikationsfreudig“ verwenden oder statt „Verantwortungsbereitschaft“ schreiben Sie zum Beispiel „(…) bereit, Verantwortung zu übernehmen“. Das alles muss nicht akribisch passieren, aber die Stellenanzeige sollte sich in Ihrem Anschreiben widerspiegeln.
  • Teilen Sie das Anschreiben nun in vier Blöcke ein:
    Einleitung und Motivation
    2. Eigenmarketing
    3. Vorteil für das Unternehmen
    4. SchlussteilDiesen Blöcken können Sie nun stichwortartig die markierten Anforderungen aus der Anzeige mit dem dazugehörigen Pendant aus ihrem Leben zuteilen. Das hat den Vorteil, dass Sie auf einen Blick sehen, ob Sie alles untergebracht haben, was Sie für wichtig erachten und Ihr Anschreiben inhaltlich vollständig ist

Was gehört nun inhaltlich in diese vier Blöcke?

  1. Einleitung und Motivation

    Diese fängt beim Betreff an und endet nach dem Einleitungssatz.
    Ganz banal können Sie im Betreff natürlich „Bewerbung als…“ schreiben. Sie können aber auch persönlicher werden und zum Beispiel eine Frage stellen oder eine gewagte These aufstellen.
    Warum sollten Sie mich einstellen?
    Mittdreißiger sind die besseren Arbeitnehmer!“Wichtig ist nur, dass der gewählte Betreff zu Ihrer Persönlichkeit passt und im Laufe des Anschreibens die Frage beantwortet oder die These belegt wird. Wie das zweite Beispiel zeigt, ist auch Humor nicht verboten.Über den Einleitungssatz ließe sich sicher ein ganzes Buch schreiben. Wir halten es kurz: Schreiben Sie niemals „Hiermit bewerbe ich mich“ oder „Mit Interesse habe ich Ihre Anzeige gelesen“. Das ist zu platt und zu nichtssagend. Überraschen Sie, indem Sie unerwartet einsteigen – mit einer Ihrer Eigenschaften oder einer kurzen (!) Anekdote, wie Sie auf die Anzeige gestoßen sind. Dies ist auch der Ort, an dem Sie kurz und bündig erklären, warum Sie einen neuen Job suchen.Und egal, ob Sie sich für die kreative oder die seriös-gängige Variante entscheiden – kommen Sie direkt auf den Punkt: „Ich möchte in Ihrer Firma als XY arbeiten, weil …“. Sie dürfen sich hier ruhig was trauen – keiner erwartet, dass Sie in einer Bewerbung zu bescheiden sind.

  2. Eigenmarketing

    Dies ist der wichtigste Teil des Motivationsschreibens. Wie bereits im vorigen Artikel erwähnt, ist dies keine ausformulierte Wiederholung Ihres Lebenslaufes. Vielmehr können Sie hier detailliert auf Projekte eingehen, in denen Sie Ihre Stärken unter Beweis gestellt haben und Erfolge schildern, die auf Ihr Können und Ihre Erfahrung zurückgehen. Denn was in Literatur und Film gilt, hat auch hier Bedeutung: Nicht sagen – zeigen! Sagen Sie nicht: „Ich bin eigenständiges und verantwortungsvolles Arbeiten gewöhnt“, sondern zeigen Sie es. Zum Beispiel so: „Im Rahmen des Projekts xy habe ich eigenverantwortlich die Märkte analysiert und ausgewertet und die Daten so aufbereiteten, dass die Erstellung einer belastbaren Marketingstrategie möglich war.“

  3. Vorteil für das Unternehmen

    Das ist sozusagen das Bonusmaterial, das Sie mitbringen. In diesen Absatz schreiben Sie all‘ die Dinge, die in der Stellenanzeige nicht vorkommen, die aber für die Ausübung des Jobs von Vorteil wären und Sie gegenüber anderen Bewerbern positiv hervorheben. Das kann zum Beispiel eine zusätzliche Sprache sein oder ein persönlicher Hintergrund, der thematisch zu der Firma oder ihrer Zielgruppe passt. Vielleicht bewerben Sie sich bei einem Tierfutterproduzenten und haben selbst Tiere? Oder Sie kennen die Zielgruppe des Unternehmens aus persönlicher Erfahrung?
    Denken Sie nach – Sie finden mit Sicherheit etwas, das Sie von anderen unterscheidet!

  4. Schlussteil

    Die ist der Platz für Grußformel, Gehaltsvorstellung und frühestmöglichem Eintrittstermin – sofern in der Stellenanzeige danach gefragt wird. Hier können Sie sich nochmal auf den ersten Satz beziehen, wenn es notwendig ist (weil Sie vielleicht eine Frage gestellt oder provoziert haben). Ansonsten machen Sie darum nicht zu viel Aufhebens – ein zu durchdachter Abschlusssatz kann auch sehr „bemüht“ herüberkommen.

Zu guter Letzt – die Selbstverständlichkeiten

Wie im Film, gibt es auch im Anschreiben gewisse Rahmenbedingungen. Man muss den Gestaltungsspielraum kennen, um sich frei in ihm bewegen zu können. Das Anschreiben bietet zwar Raum für Sie und Ihre Geschichte, ist aber natürlich kein „regelloser Raum“. An einigen Dingen lässt sich nicht rütteln:

Sprache: Eine gewisse Förmlichkeit ist ein Muss! Zeigen Sie ruhig Ihre eigene Stimme, aber driften Sie nie in locker-freundschaftliches Geplauder ab, in der Fehlannahme, dadurch selbstbewusster zu wirken oder kollegial rüberzukommen.

Inhalt: Neben Eigenmarketing, Darstellung Ihrer Motivation, Fachwissen und Kompetenzen möchte das Unternehmen noch gewisse Informationen von Ihnen. Die werden Sie in der Stellenanzeige finden – meist ist dies der Gehaltswunsch oder der frühestmögliche Eintrittstermin.

Länge: Ihr Leben mag noch so komplex, bunt und aufregend sein, ein Motivationsschreiben beschränkt sich immer auf eine Seite! Das ist manchmal eine künstlerische Herausforderung, aber es ist nicht diskutierbar.

Sauberkeit: Es erscheint zwar kaum erwähnenswert, passiert in der Praxis jedoch viel zu oft, deshalb noch einmal in Kurzform: Ein gedrucktes Anschreiben ist ohne Eselsohren oder Kaffeeflecken, es hat keine orthographischen Fehler und ist nicht parfümiert (alles schon erlebt!).

Und nun viel Spaß beim Schreiben! Und sollten Sie Unterstützung mit Ihren Bewerbungsunterlagen brauchen oder ein ausführliches und auf Sie abgestimmtes Bewerbungstraining wünschen, wenden Sie sich gern an uns.

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